Bereits am Samstag gab es für Christian Kreienbühl eine Medaille. Es fehlte nicht viel, und sie wäre aus Gold gewesen. Bis einen Kilometer vor dem Ziel lag der Rütner noch vor Michael Ott, musste sich diesem letztlich aber trotz einer neuen Bestzeit von 29:51 Minuten um 12 Sekunden geschlagen geben und belegte vor Marcel Berni (Köniz) Rang zwei. Der amtierende Marathon-Schweizer-Meister hatte denn auch gemischte Gefühle: «Mit der Zeit bin ich sehr zufrieden und Silber ist okay; aber ich hätte natürlich gerne gewonnen.»

Kreienbühl wirkte nach seinem drei-wöchigen Höhentraining auf Teneriffa nicht allzu spritzig, biss sich aber durch. «Es war ein Krampf», gestand er, was ihn aber nicht daran hinderte, von Beginn weg an der Spitze zu laufen. Nicht so Titelverteidiger Sven Riederer. Der Olympia-Achte im Triathlon von London war offensichtlich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte und verpasste den Anschluss früh. Statt zum erwarteten Dreikampf kam es deshalb zu einem Duell Kreienbühl gegen Ott. Dem Rütner gelang es zwischenzeitlich, seinen Widersacher, mit dem er in diesem Jahr fünf Wochen in Trainingslagern verbrachte, wenige Meter hinter sich zu lassen. «Auf dem letzten Kilometer ging mir aber die Luft aus», sagte der 31-jährige Athlet des TV Oerlikon. «Nachdem ich zu ihm hatte auflaufen können, liess er mich widerstandslos ziehen», sagte der neue Schweizermeister, der froh war, seinen Trainingskollegen in einem wichtigen Rennen endlich einmal bezwungen zu haben. «Das gibt mir Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben», sagte der Kilchberger, der bereits auf das nächste Duell beim in zwei Wochen stattfindenden Zürich Marathon vorausblickte.
(Text: Zürcher Oberländer, Daniel Hess)