Glücklicherweise ist die Ausrüstung für den Läufer eine verhältnismässig einfache Angelegenheit. Vergleicht man den Laufsport zum Beispiel mit Triathlon, Fallschirmspringen oder Reiten, kommt man nicht nur billiger davon, sondern spart beim Reisen in die Trainingslager auch ein grosses Bündel an Gepäck und Nerven. Nichtsdestotrotz handelt der folgende Text von den Tücken der Läufer-Ausrüstung und dem damit verbundenen Weihnachtsstress.

Wie kaufe ich Laufschuhe?

Ehrlich gesagt kaufe ich Laufschuhe genauso, wie man es nicht machen sollte. Ich wähle sie aus dem Katalog meines Ausrüsters aus. Dies funktioniert bei mir nur, weil ich die Modellpalette in und auswendig kenne. Wie man es besser machen kann? Lass Dich von einem Experten beraten! Einen solchen findest Du in jedem Lauf-spezialisierten Sportladen und oft wird auch gleich die Möglichkeit einer Videoanalyse auf dem Laufband angeboten. Analysen hin oder her: Du wirst rasch erkennen, ob der Verkäufer selber Läufer ist oder nicht.

Laufanalyse, Dämpfung, Sprengung, Gewicht, Farbe, Profil – alles wichtig. Das allerwichtigste ist allerdings, dass Du Dich wohl fühlst in Deinem Schuh. Dein aktueller Laufschuh sollte der Lieblingsschuh in Deiner gesamten Garderobe sein. Und ja, mir zum Beispiel ist die Farbe, respektive das Aussehen eines Schuhes auch wichtig. Die Auswahl an Tretern ist mittlerweile so gross, dass jede und jeder mehrere passende Schuhe finden sollte. Lass bei der Endauswahl Dein Gefühl entscheiden.

Grundsätzlich freuen sich Deine Füsse auf Abwechslung. Die Anzahl Trainings pro Woche sollte ungefähr Deiner Anzahl Paare Laufschuhe entsprechen. Ja, ich habe ca. 11-14 Paar Laufschuhe, die ich regelmässig benutze. Dieser Luxus ist nur beim Kauf – nicht aber insgesamt – teurer!

Und: Vorsicht bei so genannten „Minimal-“ oder „natural Running“ Schuhen! Die liegen zwar im Trend, können aber keine normalen Laufschuhe ersetzen. Viel mehr sind sie ein Trainingsgerät. Vor dem Gebrauch sollte man sich unbedingt professionell beraten lassen, denn das Verletzungsrisiko ist gross!

Kleider machen Leute

Bei der Wahl der richtigen Kleidung gibt es eigentlich nur eines zu beachten: Trage keine Baumwolle, sondern funktionelle Laufkleider. Dies gilt vor allem bezüglich der Unterwäsche. Aus etlichen, selber durchgeführten Studien in Männer-Garderoben von Schweizer Laufveranstaltungen weiss ich, dass häufig zwar obendrüber die Funktionskleider neuster Kollektionen zur Schau gestellt werden, aber untendrunter dann doch wieder schweissaufsaugende, tonnenschwere, aus dem Alltag ausrangierte Baumwollunterhosen herhalten müssen. Glaubt mir, es lohnt sich gerade darunter etwas Funktionelles zu tragen! Leider habe ich für die Studie in Frauen-Garderoben ein wesentlich kleineres Sample. Trotzdem gilt meine Empfehlung auch hier.

Besonderes Augenmerk gilt es auf die Wettkampfkleidung zu legen. Da Wettkämpfe vom Gefühl her etwas Spezielles sein sollen, trage ich stets spezifische Wettkampfkleidung – und zwar von der Unterwäsche (!) bis zu den Handschuhen über die Socken und natürlich die Schuhe. Am Wettkampftag fühle ich mich dann wie aus dem Ei gepellt – wie ein Erstklässler an seinem ersten Schultag – einfach bis in die Fingerspitzen motiviert. Trotzdem gilt natürlich: Keine Experimente bei Wettkämpfen! Die gesamte Wettkampfausrüstung (von den Schnürsenkeln bis zur Sonnenbrille) unbedingt zuerst im Training austesten.

Winterwaffe Schuh-Spikes

Winterwaffe Schuh-Spikes

Accessoires

Von all den verfügbaren Accessoires (Handschuhe, Kappen, Sonnenbrillen, Bidons, Rucksäcke, Reflektoren, Puls-/GSP-Uhren, etc.) verrate ich Euch die Geheimwaffe schlechthin für den Winter: Es sind aufsetzbare Schuhspikes aus Gummi. Ihr kennt das sicher auch, wenn es draussen eisig ist und man wie auf Rollschuhen um die Kurven läuft. Oder bergauf im Wald: Zwei Schritte vorwärts, einen Schritt rückwärts. An ein Intervall-Training ist in diesen Zeiten nicht zu denken. Denkste! Mit Schuhspikes lässt es sich mit einem 3 min/km Schnitt über das ewige Eis sprinten. Und keine Sorge, dank Deiner Geschwindigkeit wird niemand sehen, dass die Dinger (welche man über die normalen Laufschuhe überstülpt) ziemlich doof aussehen. (Die Gummis sind übrigens für ca. 10-30 Franken in Sportläden, via Google „Schuh-Spikes“ oder im Geriatrie-Shop erhältlich.)

Weihnachtsgeschenke für Läufer: Fluch oder Segen?

Schenkt auf keinen Fall “One-Size-Fits-All” Produkte, denn alle diese hat der erfahrene Läufer bereits an Volksläufen als Finsiher-Preis abgestaubt (Bidons aller Art, Mützen, Bauchtaschen, Rucksäcke, Sporttaschen, Bidonhalter, Ärmlinge).

Grundsätzlich muss ein Geschenk drei Eigenschaften aufweisen: Es soll praktisch, persönlich und luxuriös sein. Und beachte auch die Symbolik eines Geschenkes: Die Personenwaage, die Messwerte direkt via WLAN ans Handy-App schickt, ist zwar cool, könnte aber beziehungstechnisch für Eiszeit sorgen.

Die/der aufmerksame LeserIn hat gemerkt: Auch wenn es die ultimative Winterwaffe ist, man schenkt den Liebsten keine Gummi-Schuhspikes (siehe oben), denn diese haben maximal den Sex-appeal einer Badewanne-Antirutsch-Matte mit Saugnäpfen.

Oft gesehen unter dem Weihnachtsbaum: Laufsocken. Die sind natürlich unglaublich praktisch, denn Waschmaschinen auf der ganzen Welt scheinen einen unerschöpflichen Appetit auf die Dinger zu haben. Ausserdem können sie – zum Beispiel aus geruchabweisender Merino-Wolle – durchaus luxuriös sein. Da ihnen die persönliche Komponente fehlt, sind sie dennoch höchstens für den entfernten Onkel, den Freund der Schwester oder einen anonymen Arbeitskollegen geeignet.

Das perfekte Läufer-Geschenk

Kleidung und Schuhe sind als Geschenke schwierig, weil man die Grössen kennen muss und es zum Teil schwierig ist, den persönlichen Geschmack zu treffen. Darum folgender Vorschlag für das perfekte Geschenk: Gutschein für ein gemeinsames Laufsport-Shopping mit anschliessendem gemeinsamen Training und danach Brunch/Wellness. Die/der Beschenkte (und Du!) werden einen unvergesslichen, gemeinsamen Tag erleben!

Praktisch Luxuriös Persönlich
Gummi-Schuhspikes

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Laufsocken aus Merino-Wolle

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Laufsachen-Shopping-Erlebnistag

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Abb. 1: Die Kreienbühlsche Läufer-Geschenk-Matrix.

Zum Abschluss noch eine Idee: Wie wär’s, jemanden zur Leichtathletik EM 2014 einzuladen? Tickets für Zürich 2014 können seit kurzem bequem im Internet bestellt und zu Hause ausgedruckt werden. Weihnachtsstress adé!

Ach ja! EM-Tickets:
– luxuriös? Ja!
– persönlich? Klar, wenn Du den/die Beschenkte(n) begleitest!
– praktisch? Muss ein Weihnachtsgeschenk denn wirklich praktisch sein…?

Frohes Weihnachtsshopping!