Was eigentlich zum Trainingsaufbau nach einer Verletzung gedacht war, entwickelte sich für Christian Kreienbühl zu etwas Dauerhaftem. Der Rütner Langstreckenläufer hat das Langlaufen für sich entdeckt. Am Sonntag nimmt er am prestigeträchtigen Engadin Skimarathon teil. (Text: züriost, Christian Zürcher)

Zum 49. Mal findet dieses Jahr der «Engadiner» statt. Erwartet werden am grössten Langlaufrennen der Schweiz erneut weit über 10’000 Teilnehmer, unter ihnen auch Olympiasieger Dario Cologna – und Christian Kreienbühl. Kreienbühl? Genau: der Rütner Langstreckenläufer, der letztes Jahr an den Olympischen Spielen in Rio den Marathon absolvierte, hat die Sportart gewechselt – zumindest vorübergehend.

«Es ist etwas aus der Not geboren», sagt der 35-Jährige, als ihn Züriost darauf anspricht. Wegen Achillessehnenproblemen habe er in diesem Jahr kein normales Aufbautraining absolvieren können. Stattdessen wich er im Januar auf die Loipen in der Region und im Februar ins Engadin aus. Dort, wo er normalerweise im Sommer das Höhentraining absolviert, schnallte er sich des Öfteren die Langlaufskis um. «Die Ausdauer kann man so sehr gut trainieren. Parallel dazu konnte ich auch das Lauftraining wieder steigern.»

Hauptprobe über längere Strecke geglückt

Weil er sich ohnehin während vier Wochen im Engadin aufhielt, war es naheliegend, auch an Wettkämpfen teilzunehmen. Da bot sich der berühmt-berüchtigte Engadin Skimarathon mit seiner fast 50-jährigen Geschichte natürlich an. Ende Februar machte Kreienbühl schon einmal Nägel mit Köpfen: «Ich lief Maloja–Zernez, ein Rennen über 58 Kilometer, als Hauptprobe.» Sie gelang: Mit seiner Zeit von knapp zweieinhalb Stunden bei schönstem Winterwetter war er zufrieden.

Am Sonntag wolle er vor allem den Event mit seiner Volksfeststimmung geniessen. Wie es ist, in einem derart grossen Feld zu laufen, weiss er noch nicht. Entsprechend gespannt sei er, auch ohne sich grosse Ziele zu setzen. «Wenn ich meine Marathon-Bestzeit auf den Langlaufski unterbieten kann, bin ich schon zufrieden. Leider ist es nicht so, dass man als Langstreckenläufer, abgesehen vom konditionellen Aspekt, noch Vorteile hat. Eher umgekehrt, denn koordinativ sind wir nicht unbedingt die stärksten», lacht Kreienbühl.

Marathon im Herbst als Fernziel

Nach dem «Engadiner», der in Maloja startet und über 42 Kilometer nach S-chanf führt, sei seine kurze Langlaufkarriere dann erst einmal beendet. «Ich konnte meinen Horizont um eine weitere Sportart erweitern, die ich erst vor ein paar Jahren so richtig wiederentdeckt habe.» Das sei, wenn es denn einen gebe, der positive Aspekt seiner Verletzung. Ähnliches habe er schon früher erlebt, als er auf das Rennvelo oder das Mountainbike umstieg, um trotz körperlichen Beschwerden trainieren zu können.

Den Umfang des normalen Lauftrainings gelte es nun kontinuierlich zu erhöhen. «Ich stehe momentan etwa bei der Hälfte der Laufkilometer, die ich normalerweise zu diesem Zeitpunkt im Jahr abgespult habe.» Ab Herbst möchte Kreienbühl dann wieder Marathons ohne rutschigen Untergrund und Brettern an den Füssen bestreiten.

Text: züriost (Christian Zürcher)

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