Der Kenianer Paul Kipkorir und seine Landsfrau Caroline Chepkwony wiederholten am Zürcher Silvesterlauf ihre Vorjahressiege. Als bester Oberländer klassierte sich der Rütner Christian Kreienbühl auf dem 16. Rang.

Es war ein merkwürdiges Rennen. Unisono hielten sich die hoch dotierten und gewohnt vorneweg laufenden Afrikaner in der Anfangsphase des Zürcher Silvesterlaufs zurück. Philipp Bandi fand sich unverhofft an der Spitze vor. «Was sind denn das für Spielchen?», fragte sich der Berner.
Als die Favoriten, angeführt von Vorjahressieger Paul Kipkorir, den Rhythmus erhöhten, vermochte Bandi nicht mehr zu folgen. Rang 7 belegte er und war trotzdem bester Schweizer – vor Michel Brügger (8.) und Viktor Röthlin (9.). «Schade, ich konnte nicht folgen, als sie schliesslich doch noch kamen», sagte Bandi. An Röthlin orientierte er sich nicht. Der Marathon-Europameister des Vorjahres sagte: «Ich bin nach einer langen Saison müde – in den Beinen, aber auch im Kopf.» Und das wirkte sich auch auf das Laufgefühl aus: «Es war ein Geknorze, und nur den Zuschauern habe ich es zu verdanken, dass ich ins Ziel gekommen bin.»

Kreienbühl zu offensiv
ähnliche Gefühle empfand nach den 8,8 km durch die Zürcher Innenstadt auch der Rütner Christian Kreienbühl. Damit hatte er nicht gerechnet. «Ich hatte mehr erwartet», gab er unumwunden zu. Mehr als auf Platz 16 «nur achtbester Schweizer» zu sein. «Ich wollte zu viel und bin zu schnell ins Rennen gestiegen, anschliessend musste ich dafür büssen.» Zwei Wochen zuvor in Basel hatte er praktisch gleichzeitig mit Brügger das Ziel erreicht. Damals aber war Kreienbühl das Rennen vorsichtiger angegangen und hatte seinen Widersacher erst im Verlaufe des Rennens eingeholt. Brügger startete auch in Zürich sehr offensiv – und kam auf der etwas kürzeren Distanz durch. Platz acht zwischen Bandi und Röthlin ist ein Topergebnis für den Freiburger.

Nur von Bandi bezwungen
Trotz des Rückschlags war es dem 30-jährigen Oberländer im Ziel zum Feiern zumute. Mit Weisswein stiess er mit Kollegen an. «Ende Saison ist das möglich», sagte er. Und die Saison ist dem Aushängeschild des TV Oerlikon weit besser geglückt als erhofft. Vier zweite Plätze an verschiedenen Schweizer Meisterschaften konnte er feiern. Und im sechsteiligen Post-Cup, der inoffiziellen Schweizer Strassenlauf-Meisterschaft, der im Silvesterlauf seinen Abschluss fand, verteidigte er seinen zweiten Rang – hinter Bandi, aber vor Brügger, Marco Kern, Röthlin und seinem Klubkollegen und Trainer Rubén Oliver (Ebmatingen). «Unglaublich, davon hätte ich noch vor wenigen Wochen nicht zu träumen gewagt.»

EM als Fernziel
Nachdem Kreienbühl in den kurzen Rennen – den 3000 m in Bern und der Jungfrau-Meile – hatte überraschen können, roch er Lunte. Und obwohl er keine spezielle Formplanung verfolgte, reüssierte er. Belohnt wird er mit einem Preisgeld von 5000 Franken. Viel Geld für einen, der den Sport bis vor Kurzem als reines Freizeitvergnügen betrieben hat. «Dieses Geld fliesst vollumfänglich ins Laufen. Ich werde es vor allem für Trainingslager einsetzen.» Bei Christian Kreienbühl sind mittlerweile auch internationale Ambitionen herangewachsen. Die Leichtathletik-Europameisterschaften 2014 in Zürich sind seine Vision. (Text: Zürcher Oberländer, Jörg Greb | Bild: athletiX.ch)

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