Ryffel zerstört Kreienbühls Traum
Wieder nur Zweiter: Der Rütner Christian Kreienbühl holte an der Bahn-SM über 10 000 Meter in Uster Silber hinter Christoph Ryffel. über 3000 Meter Steeple gewann die Wetzikerin Fabienne Schlumpf.
Vier vorgezogene Entscheidungen der Schweizer Bahn-Meisterschaften fielen gestern in Uster. Im 10 000-m-Rennen der Männer feierte der für den LC Uster startende Tadesse Abraham zwar den Sieg – aber noch keine SM-Medaille. Der Eritreer, der innert der nächsten zwei Jahre für die Schweiz antreten dürfte, lief zum dritten Mal auf dem Buchholz über 10000 m. Und er tat dies gestern schneller denn je: 29:15,46-Minuten – eine Zeit, deutlich schneller als sämtliche Schweizer im Feld. «Ich bin glücklich», sagte der Trainingspartner von Viktor Röthlin, der mit dem Obwaldner mitten in der Olympia-Vorbereitung steckt.
Gold für den «Halb-Ustermer»
Nach 29:31,85-Minuten und somit gut 16 Sekunden nach Abraham spurtete Christoph Ryffel über die Ziellinie – auch er mit der Freude ins Gesicht geschrieben. Der 23-Jährige steigerte seine eigene Bestmarke des letzten Jahres um fünf Sekunden, obwohl er ohne genaue Anhaltspunkte ins Rennen gestiegen war. Grund dafür bildete ein angeschlagener Oberschenkelmuskel. «Die letzten zweieinhalb, drei Monate waren sehr schwierig», sagte der Berner. Im Trainingslager in den USA befand er sich, als die Beschwerden auftraten. Er kehrte nach Hause zurück und übte sich vorerst im Nichtstun. Erst in den letzten Wochen stellte sich wieder «ein Normalzustand» ein. «Sehr happy» sei er, sagte Christoph Ryffel.
Einen besonderen Bezug machte er zur Örtlichkeit aus. Aus Uster stammt sein Vater Markus, hier wohnt seine Gotte und Onkel Urs. «Ich bin ein halber Ustermer», sagte er, «das war ein Heimrennen.» Ryffel gewann seinen ersten Meistertitel bei den Aktiven.
Kreienbühls Schönheitsfehler
Nach dem dritten Platz vor zwei Jahren und dem zweiten Rang 2011 glückte Christian Kreienbühl die logische Fortsetzung nicht: der Titel. Erneut musste er mit Platz zwei Vorlieb nehmen. Eine gewisse Enttäuschung schwang mit beim aktuellen Schweizer Marathon-Meister: «Vielleicht kann ich mich morgen mehr freuen über dieses Rennen.» Grund dafür gäbe es auf jeden Fall. Kreienbühl lief die 25 Runden schneller denn je, steigerte sich um rund 15 Sekunden im Vergleich mit seiner bisherigen Bestmarke. Nur hatte seine Zeit von 30:02,66 auch einen naheliegenden Schönheitsfehler: die 30-Minuten Grenze verpasste er hauchdünn.
Chancenlos war er im Vergleich zum um sieben Jahre jüngeren Ryffel. «Auf den ersten Kilometern zog ich mit, und das war wohl im Endeffekt der Grund, dass ich gegen Schluss etwas abbaute», vermutete er. Er hatte intuitiv früh erfasst, in welcher Verfassung sich Ryffel befindet: «Wenn Christoph derart früh die Initiative übernimmt, muss man mit ihm rechnen.» Und darum musste er sich mit «einem Rennen ohne viel Taktik» abgeben.
Bei den Frauen setzte sich Altmeisterin Mirja Jenni in 34:00,67-Minuten souverän durch und lieferte einen weiteren Beweis, dass mit ihr in Zukunft wieder zu rechnen sein wird. Nach zwei Fersenoperationen und der Geburt des dritten Kindes kann die Bernerin nun wieder angreifen. Die EM 2014 ist ihr Ziel. Silber ging an Deborah Büttel, Bronze an Monika Oberlin.
Schlumpf ohne Konkurrenz
Zum Titel über 3000 m Steeple lief bei den Frauen die Wetzikerin Fabienne Schlumpf. Die 23-Jährige landete einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. In Anbetracht der fehlenden Konkurrenz ist auch die mässige Zeit von 10:09,98 Minuten erklärt. «Ein Titel ist immer toll», sagte sie strahlend. Der zweite bei der Elite ist es, nachdem sie bereits vor drei Jahren auf dem Letzigrund reüssiert hatte.
Angelangt ist Fabienne Schlumpf mittlerweile auf einem deutlich höheren Leistungsniveau. 9:55,50 lief sie kürzlich. Nur um eine halbe Sekunde verpasste sie damit die Limite für die Europameisterschaften von nächster Woche in Helsinki. «Ich bin fleissig gewesen», erklärte sie den Leistungssprung. Die Freude über die starke Zeit gewichtet sie deutlich höher als das Verpassen der ersten internationalen EliteMeisterschaften. «Mir bleibt noch Zeit, und spätestens in zwei Jahren für die Heim-EM in Zürich müsste es eigentlich klappen.»
Erstmals als Meister bei den Männern feiern lassen konnte sich der Schaffhauser Marco Kern. Bei seinem ersten Rennen über die Hindernisstrecke überhaupt gelang ihm in 8:57,76 Minuten sogleich eine Saisonbestmarke. «Nun kann ich auch das Kapitel Freiluft-Titel endlich abhaken», lachte der Routinier – dies nicht zuletzt im Hinblick auf die Freiluft-Meisterschaften in zwei Wochen in Bern.(Text: Zürcher Oberländer, Jörg Greb | Bild: athletiX.ch)