Sitzt eine Gruppe Läufer 4 Wochen zusammen im Trainingslager, kommen sie manchmal auf merkwürdige Gedankenspiele. Während eines Nachtessens in den ersten Tagen des St. Moritz Aufenthaltes stellten wir Überlegungen zur Sauerstoffknappheit in der Höhe an. (Ebendiese führte wohl auch zu den folgenden Ausführungen…) Auf jeden Fall brachte jemand ein, dass man ja auch im Flachland die Sauerstoffknappheit (Höheneffekt) simulieren könnte, indem man einfach weniger atmet. Dies führte dann zu der alles entscheidenden Frage: “Wie weit kann man laufen ohne einmal einzuatmen.” Sofort wurden verschiedenste Überlegungen angestellt und im jugendlichen Leichtsinn (oder war es bereits die Sauerstoffknappheit) schnell eine Wette gestartet: Ich war der Meinung, 200m müssten zu schaffen sein. Nun gingen die Diskussionen erst los:

  • Wie viele Längen kann man eigentlich tauchend zurücklegen? Der Weltrekord liegt gemäss Wikipedia bei unglaublichen 213m. Dann sollte es laufend doch auch gehen, oder?
  • Ist das eigentlich gefährlich? Der Sportarzt verneinte. Google auch: Man kann sich durch Luftanhalten nicht selber töten, der Atemreflex ist zu stark. Wie beruhigend…
  • Was meint eigentlich Google dazu, wie weit man laufen kann, ohne zu atmen? Nichts. Möglicherweise ist der Selbsttest doch nicht so ungefährlich…?
  • Was meinen der Nati-Trainer, Nachwuchslager-Leiter, unsere Coaches, andere (Weltklasse!) Athleten? Wir haben alle befragt und bekamen komplett verschiedene Reaktionen: “Ja, sicher schafft man 200m. Locker!”, “Keine Chance, du schaffst nicht mal 100m.”, “Schwimmend schaffe ich 50m. Hmm.”
  • Was ist die ideale Pace? 200m sprinten oder 200m gehen oder etwas dazwischen?
  • Am Ende der 4 Wochen müsste man sich ja etwas an die Sauerstoffknappheit gewöhnt haben und eher besser sein?
  • Wie kontrolliert man das Nicht-Atmen während des Laufens? Ehrensache.

Nach all den Spekulationen machten wir uns am zweitletzten Tag des Lagers auf zum alles entscheidenden Test. Natürlich musste genau zur angesetzten Startzeit auch das Swiss Athletics Nachwuchslager zusammen mit amtierenden Marathon-Europameister seine Runden auf der 400m Bahn machen. Nun gut, Wette ist Wette und Wettschulden sind Ehrensache. Nach einigen Atemübungen startete ich als Erster. In mittlerem Tempo laufend musste ich leider nach 117m bereits die Segel streichen. Ich war ausser Atem – ohne zu atmen. Wette verloren. 200m? Keine Chance. Dann ist mir aber fast nochmals der Atem stehen geblieben, denn es kam mein Wett-Partner Adrian Lehmann und schaffte sprintend 160m. Uff, zwar weiter als ich, aber auch keine 200m. Michael Ott kam gehend auf 100m, sein Trainer schnell laufend auf 130m. Wir beliessen es bei einem Versucht pro Person und es war offensichtlich, dass man ein schnelles Tempo anschlagend weiter kommt als langsam gehend.

Fazit: 100m schafft wohl fast jede und jeder sportliche Mensch. 200m sind mit ein bisschen Apnoe-Training sicher zu schaffen, aber so wirklich Spass macht es irgendwie nicht… (Nachahmen erlaubt, aber bitte passt gut auf Euch auf!)