Der Rütner Christian Kreienbühl war am Eintages-Berglauf-Cup eine Klasse für sich und bewältigte gleich sämtliche fünf Etappen am schnellsten. Bei den Frauen war Nadja Kessler nicht zu bezwingen.
Anstrengung war von Christian Kreienbühls Gesicht nicht abzulesen. Lächelnd überquerte er die Ziellinie auf dem Hörnli, schüttelte sogleich die Hände von Gratulanten und analysierte nur Sekunden später den Rennverlauf. Leichtfüssig und in beeindruckendem Tempo war der Rütner von Steg her hinaufgelaufen und hatte auch die fünfte und letzte Etappe des Eintages-Berglauf-Cups für sich entschieden.
So mühelos, wie es aussah, sei es allerdings nicht gewesen. «Es war sehr hart, schneller wäre es nicht gegangen», sagte Kreienbühl, der die insgesamt 22,2 km, auf denen über 1800 Höhenmeter zu überwinden waren, in weniger als 1:37 Stunden hinter sich brachte.
Nur einmal gefordert
«Je steiler, desto geiler», wie ein Teilnehmer nach einer Etappe begeistert rief, ist zwar nicht Kreienbühls Motto. Dass er ein reiner Strassenläufer ist und den Berglauf-Cup lediglich als Vorbereitung auf den leicht coupierten Marathon an der kommenden EM in Zürich bestritt, liess sich der 33-Jährige jedoch zu keiner Zeit anmerken.
Schon auf dem ersten Teilstück von Hinwil auf die Schaufelberger Egg, das noch bei leichtem Regen zu laufen war, distanzierte er die Konkurrenz klar. Und von Wernetshausen auf den Bachtel vermochte ihn ebenso keiner zu gefährden wie später von Bauma auf den Sonnenhof in Bäretswil. Auch wenn es ihm angesichts des ungewohnten Intervall-Rhythmus nicht ganz leicht gefallen sei, sich die Kräfte einzuteilen.
Einzig auf der dritten, im Vergleich zu den anderen leicht flacheren Etappe von Kempten nach Adetswil vermochte Raffael Huber dem Oberländer Paroli zu bieten. Durch das Kemptnertobel fand der Angehörige des OL-Nationalkaders, der bis zuletzt auf eine Nomination für die angelaufene Weltmeisterschaft hatte hoffen können, sein bevorzugtes Gelände vor. Kreienbühl hingegen hatte zu kämpfen mit dem Geläuf und verlor einiges an Energie während der Konzentration auf dieses, lief aber doch noch zeitgleich mit seinem Herausforderer ins Ziel.
Letztlich ging das Duell der zwei «Fachfremden» am Berg deutlich zu Gunsten des Strassenläufers aus; auch weil er sich «zum Ende hin nicht mehr ganz so gequält» habe, büsste Huber schliesslich über drei Minuten auf den Sieger ein. Es sei insgesamt zu wenig technisch gewesen, um Kreienbühl in Bedrängnis zu bringen, befand der Winterthurer, der dennoch vom «genialen Anlass» und dem «guten Training» schwärmte. Dasselbe taten auch Kreienbühl und sein Coach Rubén Oliver aus Bubikon, der selbst mitlief und als Dritter einen Podestplatz erreichte.
Kessler ungefährdet
Ähnlich überlegen wie Kreienbühl siegte Nadja Kessler bei den Frauen, die für die fünf Läufe knapp über 2:04 Stunden benötigte. Dabei habe sie nach dem Graubünden-Marathon in der Vorwoche, den sie als Zweite beendete, daran gezweifelt, ob sie sich rechtzeitig würde erholen können. «Aber offenbar haben die paar Tage ausgereicht, es ist ganz gut gelaufen», sagte die Rapperswilerin, die vor zwei Jahren bereits den 5-Tage-Berglauf-Cup gewonnen hatte. Auch weil sie im Wissen um die jeweils umgehend kommenden Aufgaben vielleicht nicht ganz am Anschlag gelaufen sei, seien die ersten drei Etappen diesmal «fast lockerer» gewesen als damals, sagte Kessler. «Ab der vierten habe ich die Beine dann aber richtig gespürt.»
«Völlig fertig» war auch Jutta Brod, ein Stammgast an Läufen in der Region. Die Konstanzerin war auf den Bachtel hinauf sogar gleich schnell gewesen wie die Erstplatzierte. Auf dem letzten Teilstück aber büsste sie dafür, dass sie «noch nie eine derart lange Strecke» gelaufen ist, und wurde von der Stadtzürcherin Christa Greminger noch auf den dritten Platz verdrängt. Zwei Ränge dahinter klassierte sich Simone Evans aus Greifensee.
Spass trotz Tortur
Zwar mussten die Sportler leiden und «den inneren Schweinehund gleich fünfmal hintereinander überwinden», wie es einer von ihnen beschrieb. «Spass» war im Zielgelände dennoch – oder gerade deshalb? – das am meisten geäusserte Wort von den Läufern, bei denen die Erschöpfung nur noch übertroffen wurde von der Genugtuung, es geschafft zu haben.
«Auf jeden Fall zufrieden mit dem erfolgreichen Tag» war auch Peter Wylenmann. Der OK-Präsident freute sich nicht nur über einen Rekord an Teilnehmern (157), sondern auch über deren positive Feedbacks. «Schön ist auch, dass einige Spitzenläufer am Start standen, ohne dass wir sie angeworben hätten», sagte Wylenmann. Einer weiteren Austragung nach bewährtem Konzept in drei Jahren steht ihm zufolge nichts im Weg
(Text: Zürcher Oberländer, Daniel Hess | Bild: Zürcher Oberländer, Robert Pfiffner)
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