Drei Schweizer Athleten versuchten am Zürich-Marathon die Olympia-Limite zu unterbieten – sie scheiterten vor allem am Wetter.

Beim Rütner Marathon-Läufer Christian Kreienbühl legte sich die Nervosität während des Zürich-Marathons immer mehr. Für einmal war er nicht auf der Strecke im Einsatz, sondern beobachtete das Rennen am Strassenrand. Er, der die Olympia-Limite beim Berlin Marathon im letzten September um 3 Sekunden unterboten hatte, ging mit dem Marathon-Verzicht auch ein gewisses Risiko ein.

Zumal drei Läufer in Zürich versuchten, die Olympia-Limite zu unterbieten und Kreienbühl den Platz in Rio strittig zu machen. Doch am Streckenrand erkannte der Rütner rasch, dass ihn bei den äusserst schwierigen Bedingungen (Regen, Schnee) nicht zwei der potenziellen Kandidaten würden überflügeln können. Stattdessen konnte er mitverfolgen, wie seine Vereinskollegen vom TV Oerlikon den Sieg in der Marathon-Männer-Staffel und im Mixed-Wettbewerb erringen würden, Letztere mit seiner Freundin Valentina Bieler.

Zu kalt und zu steif

Anlauf genommen, um Kreienbühl zu überflügeln, hatten primär drei: Adrian Lehmann, Michael Ott sowie der aktuelle 10-km-Strassenlaufmeister Julien Lyon. Sie schielten nach Rio und orientierten sich an der Olympia-Limite von 2:14 Stunden. Doch sie mussten früher oder später feststellen, dass die Muskulatur zu stark abkühlte, die Körper zu viel zusätzliche Energie zur Wärmeproduktion verbrauchte, dass sich vor allem Unter- und Oberschenkelmuskeln immer steifer anfühlten. Ott kapitulierte zuerst und stieg nach 22 km aus. «Es hätte keinen Sinn gemacht weiterzulaufen.»

Lehmann und Lyon bissen sich durch – höchst respektabel zwar, aber nicht schnell genug. «Für mich war Aussteigen und in einer Woche nochmals Anlauf nehmen keine Option», sagte Lehmann, angesprochen auf eine mögliche Alternativstrategie. Sämtliche Energie hat er auf Zürich konzentriert. Die Position war am Ende nur ein kleiner Trost: «Hätte mir jemand vor dem Rennen Rang 4 angeboten, ich hätte sofort zugeschlagen», sagte Lehmann. Nach 2:19:16 Stunden erreichte er das Ziel. Dass bei optimalem Wetter die 2:14 möglich gewesen wären, betonte er. Und sah sich beispielsweise im Sieger, Yuki Kawauchi (Jap) und seinen 2:12:03 bestätigt. Dessen persönliche Bestmarke liegt bei 2:08:37.

Auf der geschätzten Differenz von rund 5 Minuten beruhten auch Julien Lyons Gefühlsschwankungen. Dem 27-jährigen Genfer glückte mit Rang 3 und 2:16:17 Stunden zwar ein eindrückliches, vielversprechendes und erstaunliches Marathon-Debüt, die Olympia-Limite hatte aber auch er vergebens im Hinterkopf gehabt.

Aeschbachers Aufholjagd

Bei den Frauen setzte sich am Zürich-Marathon erstmals seit 2005 (Claudia Oberlin) eine Schweizerin durch: Daniela Aeschbacher (38) aus Bärau im bernischen Emmental. Ihre Siegerzeit: 2:47:39 Stunden. «Die Zeit ist mehr als sekundär, gewaltig aber ist der Sieg», strahlte sie und sprach von einem «extrem emotionalen Rennen».

Auf die Witterungsbedingungen führte sie dies zurück. «Ich ging durch extreme Tiefs», sagte sie und verwies auf die «Nässe bis zur Unterwäsche und die badenden Füsse» einerseits und den daraus resultierenden Rückstand auf die Marschtabelle andrerseits. «Irgendwann sagte ich mir, was zeitlich herausschaut ist absolut egal, einfach durch musst du da.» Sie überholte und machte Position um Position gut. So, dass ihre Betreuerin, die frühere Marathon-Meisterin Elisabeth Krieg, acht Kilometer vor dem Ziel prophezeite: «Da ist noch mehr als das Podest möglich.»

Im Ziel freute sie sich zu Recht: «Ich Siegerin am Zürich-Marathon in einem derart prominent besetzten Feld, das wird einmalig bleiben.»

(Text: Zürcher Oberländer, Jörg Greb)

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