Kreienbühl kam, sah und deklassierte: Der Rütner Christian Kreienbühl lief am GP Dübendorf in einer eigenen Liga. Bei den Frauen setzte sich die Thurgauerin Nicole Lohri durch.
Damit hatte Vorjahressieger Mohammednur Hamd nicht gerechnet: Der neuerliche Erfolg schien nur Formsache, bis unerwartet – zusammen mit fast 1200 anderen Läuferinnen und Läufern – auch Christian Kreienbühl am Start zum 37. GP Dübendorf auftauchte. Der EM-Bronzemedaillengewinner im Marathon-Team trat zum ersten Mal seit langer Zeit wieder bei einer Veranstaltung des ZüriLauf-Cups, den er einst zweimal für sich entschieden hatte, an und machte – das überraschte weniger – mit seinen Gegnern kurzen Prozess.
Der Rütner lief von Beginn weg in beeindruckendem Tempo, dem einzig Hamd eine Weile gewachsen war, und lag schon nach der kleineren von zwei Runden, die bis ins Gfenn und um den Giesshübel führte, klar voran. Auf der zweiten Schlaufe, die zusätzlich der Glatt entlang und um Hermikon herumführte, baute er seinen Vorsprung stetig aus. Trotz heftiger Böen, die ihm teilweise das Gefühl gaben, «in einem Windkanal zu laufen», benötigte Kreienbühl für die 10 km lange Strecke gerade einmal 31 Minuten. Den zweitplatzierten Eritreer Hamd distanzierte er damit um über eine und den Dritten Daire Bermingham um fast eineinhalb Minuten.
Am Vorabend entschieden
Kreienbühl steckt mitten in den Vorbereitungen auf seinen ersten Marathon des Jahres. Diesen bestreitet er in zwei Wochen in London als Teil eines erlauchten Kreises von nur 28 Eliteläufern, «was eine grosse Ehre ist für mich». Zu einem Start in Dübendorf hatte sich der 33-Jährige erst am Vorabend entschieden. Dafür habe gesprochen, dass es sich um einen gut organisierten Anlass unweit von seinem Wohnort entfernt handle und die Strecke zwar nicht ganz flach sei, aber genau die richtige Länge habe. «Einen Halbmarathon hätte es zu diesem Zeit punkt bestimmt nicht vertragen», sagte der Rütner.
Erfreut war Kreienbühl deshalb nicht nur über einen weiteren Erfolg und seine starke Zeit, sondern vor allem auch über eine gelungene wettkampfmässige Trainingseinheit und das gute Gefühl auf der Strecke. «Ich habe den Tritt von Beginn weg gefunden, vermochte das angeschlagene Tempo bis zum Ende durchzuziehen und bin deshalb ohne Abstriche zufrieden.»
Hamd stöhnte derweil: «Ich werde langsam alt», nachdem er unter Applaus auch des Siegers ins Ziel gelaufen war. Er habe schwere Beine gehabt und noch immer die Nachwehen des Barcelona-Marathons vom Vormonat gespürt. Kreienbühls Überlegenheit wollte der 38-Jährige dennoch nur bedingt an erkennen. «Heute war er zu stark für mich, und ich konnte ihm nicht lange folgen. Aber in Top-Form bin ich ebenfalls in der Lage, eine solche Zeit zu laufen.»
Lohri siegt solo
Ähnlich ungefährdet wie Kreienbühl setzte sich Nicole Lohri bei den Frauen durch. In Abwesenheit von Vorjahressiegerin Jutta Brod (Konstanz), die sich für den Zürich Marathon schonte, feierte die Frauenfelderin ebenfalls einen Start-Ziel Sieg und distanzierte ihre erste Verfolgerin Samira Schnüriger (Einsiedeln) um fast eine Minute. Die Ustermerin Raja Aellig-Urner, die sich im Schlussspurt den dritten Rang sicherte, büsste bereits über zwei Minuten ein.
Lohri wird in Zürich am kommenden Sonntag ebenfalls am Start stehen, wollte sich die Trainingsmöglichkeit aber dennoch nicht entgehen lassen, «auch wenn Dübendorf nicht unbedingt zu meinen Lieblingsstrecken gehört, da ich es grundsätzlich weniger coupiert mag». Beirren liess sich die 43-Jährige, die «gar nicht anders kann, als 100 Prozent zu geben», darob aber nicht. Schon nach 500 Metern lag sie solo an der Spitze und lief in der Folge «mithilfe der Uhr» ihr eigenes Tempo. «Schön, dass es zum Sieg ge reicht hat», sagte Lohri, die vor zwei Wochen in Männedorf dasselbe Ziel noch knapp verpasst hatte. «Auch die Zeit ist sehr gut; das war eine geglückte Hauptprobe für Zürich.»
(Text: Zürcher Oberländer, Daniel Hess | Bilder: Zürcher Oberländer, Robert Pfiffner)
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